Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am heutigen Freitag das umstrittene Prestigeprojekt „Landebahn Nord-West“ am Frankfurter Flughafen eingeweiht. Die Regierungsmaschine setzte mit 60 Sekunden Verspätung auf der 2,8 Kilometer langen und etwa 600 Mio Euro teuren Beton-Piste auf. Bei den Eröffnungsreden stand vor allem das Thema Nachtflugverbot im Vordergrund…
Trotz starken Nebels konnten die Feierlichkeiten am Flughafen in Frankfurt pünktlich beginnen. Zur offiziellen Einweihung, die vom Hessischen Rundrunk live übertragen wurde, kamen zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Die neue Landebahn Nord-West gilt als wichtigster Baustein bei der Ausweitung von Deutschlands größtem Flughafen und soll eine Kapazitätserhöhung von bis zu 50 Prozent mit sich bringen. Mit dem Winterflugplan ab 30. Oktober geht die neue Bahn, für die etwa 280 Hektar Wald weichen mussten, in den Vollbetrieb.
Größter Streitpunkt, das zeigte sich auch in der emotionalen Brandrede von Lufthansa-Chef Christoph Franz, ist nach wie vor das Nachtflugverbot. In der vergangenen Woche haben die Richter des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH in Kassel) die von der Landesregierung zugelassenen durchschnittlich 17 Nachtflüge untersagt. Daraufhin kündigte die Lufthansa AG an, einige Cargomaschinen über den Flughafen Köln/Bonn zu operieren und die Fracht per Lastwagentransport nach Frankfurt weiter zu befördern. Franz findet diese Lösung allerdings „ökonomisch und ökologisch grotesk.“ Auf einem der größten Drehkreuze der Welt könne nicht vollständig auf Nachtflüge verzichtet werden.
Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender von Flughafenbetreiber Fraport AG, hat seine Forderungen nach einer schnellen und pragmatischen Einzelfall-Regelung für verspätete Abflüge noch einmal verstärkt. Es könne nicht sein, dass ein vollbesetzter Airbus A380 eine Minute nach 23 Uhr auf der Startbahn wieder umdrehen und ausgeladen werden müsse. Die Nachtflugregelung steht noch zur Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, wo ein Ergebnis jedoch nicht vor dem Jahreswechsel erwartet wird.
Am Rande der Feierlichkeiten fanden sich mehrere Hundert Demonstranten an den Flughafenzäunen ein, zeitgleich fand eine große Kundgebung in Flörsheim statt. Die friedlichen Ausbaugegner verliehen ihrer Abneigung gegen das Bauprojekt mit Buh-Rufen, Tröten und Trillerpfeifen lautstarken Ausdruck. „Flughafenausbau nach Recht und Gesetz? Da biegt sich der letzte Baum“ war auf einem der zahlreichen Banner zu lesen. Derweil lobte Angela Merkel die neue vierte Bahn als „Gewinn für das ganze Land“ und zugleich „auch Ausdruck für die Zukunftsfähigkeit“ der Republik.
Um das Reizthema „Nachtflugverbot“ machte die Kanzlerin am heutigen Tage einen Bogen, nachdem Christoph Franz mit der Forderung „Die Fracht braucht die Nacht“ das Mikrofon an Merkel übergab. Ursprünglich war das Nachtflugverbot das Resultat eines vielerorts gelobten Experiments: Nachtflugverbot gegen Flughafenausbau, hieß der damalige Deal – die Haltbarkeit dieser Zusage war jedoch für alle Beteiligten eher ernüchternd. Wir bleiben dran und werden berichten wie es weitergeht! 🙂
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